Martha Georgine Freiin v. Puttkamer
(Wollin- jg.Nossin /Jassen)
(1860-1920)
Leiterin des Christlichen Landerziehungsheims für Töchter gebildeter Stände
', '* Stettin 8.3.1860, + Friedrichsdorf bei Homburg 2.9.1920 – NFG St. 634 XVIII 1114 (4)
Sie wurde als 5. Kind von 9 Kindern des Generalmajors Frhr. Constantin und seiner Frau Frfr. Bianka geb. Jeutha geboren.
Bereits früh glaubte die aufgrund ihres Aussehens und ihrer schwachen Gesundheit keine Hoffnungen auf eine standesgemäße Heirat zu haben. Martha trachte daher danach auf eigenen Füßen zu stehen. Damals bestanden für junge Mädchen nur geringe Aussichten auf einen eigenständigen Beruf: Gesellschafterin oder Lehrerin. Sie bereitete sich zielstrebig auf den Lehrerberuf vor und machte ihr Examen in Dresden. Hauslehrerin, dann im Ausland, verbesserte sie Ihre Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch und Italienisch.
Als ihr Bruder erfuhr, dass in Friedrichsdorf das „Christliche Landerziehungsheim für Töchter gebildeter Stände“ zum Verkauf anstand, erwarb er von den Erben das Institut, das am 1. Januar 1900 von Martha als Leiterin übernommen wurde.
Unter ihrer Leitung bekam das Institut bald ein großes Ansehen.. Es war bekannt für „eine individuell abgestimmte Erziehung“, denn der Unterricht ging auf die jeweiligen Fähigkeiten der Schülerinnen ein. Stets war sie bestrebt, den „ihr anvertrauten jungen Mädchen das Elternhaus nach Möglichkeit zu ersetzen“.
Die Pensionärinnen kamen aus dem In- und Ausland, darunter auch solche aus schwierigen Familienverhältnissen.
Martha qualifizierte sich inzwischen auch weiter: 1903 bestand sie in Koblenz ihre Prüfung als Institutsleiterin mit dem Prädikat „vorzüglich“.
Außer ihrer Nichte Erna beschäftigte sie zwei fest angestellte Lehrerinnen, zwei Hilfslehrerinnen, fünf Hilfslehrer, sowie zwei Handarbeitslehrerinnen und ein Tanzlehrer. Der Lehrplan entsprach dem eines 10-klassigen Lyzeums; Ausländerinnen bekamen zusätzlichen Deutschunterricht. Eine Besonderheit: Zwei Tage in der Woche wurde in der Schule nur Englisch, zwei Tage nur Französisch gesprochen, in den übrigen Tagen Deutsch. Martha legte auch großen Wert auf gesunde Ernährung und Abhärtung.
Krieg und Inflation machten Martha nicht nur wirtschaftlich zu schaffen; ihre Gesundheit war ruiniert, sie starb gerade mit 60 Jahren und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung begraben, das Institut verkauft.
Martha hat gezeigt, wie ein zarter Körper und ein starker Wille, ein großes Herz und Charakter ein wertvolles Ganzes schaffen konnte