A. Allgemeine Bemerkungen
Fast alle weitverzweigten alten Familien, besonders die des vorwiegend landgesessenen Adels, bedienen sich zur besseren genealogischen Übersicht einer Einteilung nach dem Namen der "Häuser", das heißt der Güter. Diese Gliederung hat man nach Gründung des Familienverbandes, also etwa 1860, auch bei uns vorgenommen. Die lebenden Familienangehörigen wurden damals auf 22 "Häuser" aufgeteilt, und wir haben diese Gliederung - schon aus praktischen Gründen - bis heute beibehalten. Danach sprechen wir von folgenden "Häusern":
2. Vietzke- Pansin,
3. Schluschow,
4. Wobeser,
5. Kremerbruch,
6. Bartin.
7. Versin,
8. Barnow,
9. Treblin,
10. Deutsch-Karstnitz,
11. Grapitz,
12. Klein-Gustkow,
13. Zettin -Schickerwitz,
14. Rabuhn-Mühlenbruch,
15. Plassow-Lossin,
16. Bolcieniki (Polen),
17. Podel,
18. Grumbkow,
19. Jassen,
20. Freudenthal,
21. Wollin,
22. Nossin.Darsin-Potangow (1823 erloschen)
Diese Gliederung ist genealogisch nicht in allen Fällen richtig. Sie trifft nur bei wenigen "Häusern" voll zu, nämlich dann, wenn derselbe Grundbesitz durch viele Generationen kontinuierlich in einem Stamme vererbt wurde. Unsere Einteilung folgt aber keinem einheitlichen System, sondern basiert jeweils auf dem Namen des damals (1860) im Besitz befindlichen oder letzten Landbesitzes eines "Hauses". Das krasseste Beispiel für diese willkürliche Benennung ist das "Haus Freudenthal", das seinen Namen von einem Gut erhielt, das um 1860 insgesamt sieben Jahre lang in Puttkamerschem Besitz war; es war unsinnig, hier bereits von einem selbständigen "Haus" zu sprechen. Auch wurden Zweige, die sich erst eine, zwei oder drei Generationen vorher von einem großen Ast abgespalten hatten, nicht mit diesem zu einem "Haus" zusammengefaßt, sondern erhielten selbständige Namen. Markante Beispiele hierfür sind die Aufsplitterung des Hauses Treblin in:
Treblin, Deutsch-Karstnitz, Grapitz und Klein-Gustkow sowie vor allem der sämtlich erst um 1800 von Wollin ausgehenden Freiherren in die "Häuser" Podel, Grumbkow, Jassen, Freudenthal und (zuguterletzt!) Wollin.
Irreführend ist auch die selbständige Benennung des "Hauses" Barnow; denn seine Mitglieder gehörten noch bis kurz vor 1800 zu Versin und hätten darum 1860 mit diesem in einem "Hause" zusammengefaßt bleiben sollen. Das eigentliche Haus Barnow dagegen, nämlich der Ast, der von 1380 bis 1781 vierhundert Jahre lang auf Barnow gesessen hatte, erhielt 1860 die Bezeichnung "Haus Wobeser" nach einem Besitz, der damals in zweiter - und leider auch letzter - Generation einem Puttkamer gehörte. Diese Beispiele mögen als Beweis für die unhistorische, unter ephemeren Gesichtspunkten vorgenommene Einteilung unserer Familie in "Häuser" dienen. Es ist da durch leider viel genealogische Verwirrung angerichtet worden, die den folgenden Generationen das Verständnis für historische verwandtschaftliche Zusammenhänge sehr erschwert.
Die nachfolgende Zusammenstellung der Besitzgeschichte der einzelnen "Häuser", zur leichteren Orientierung in alphabetischer, nicht in genealogischer Reihenfolge und durch ein Register aufgeschlüsselt, ist keine wissen schaftliche Darstellung. Sie beruht auf den im Archiv vorhandenen Unterlagen und auf einigen Rückfragen bei den betreffenden Vettern und Kusinen. Die Zusammenstellung ist auf den Besitz konzentriert und nennt daher Personennamen so wenig wie möglich; bei den erst infolge des Zweiten Weltkrieges verlorengegangenen Gütern ist jedoch, um den Anschluß an die Lebenden anzuzeigen, jeweils der Name des letzten Besitzers angegeben. Auf die Gegenwart verweist auch der polnische Ortsname, der, soweit bekannt, aufgeführt wurde - ein Wegweiser für die, die einmal heimatlichen Boden betreten, den sie vielleicht noch nie betreten hatten.
Der eigentliche Sinn dieser Darstellung unseres Landbesitzes ist es aber, der jungen Generation, die - häufig verständlicherweise - gar nicht mehr oder nur ungenau weiß, warum sie im Familienverband unter den Namen be stimmter "Häuser" geführt wird, die ihr nichts mehr besagen, jeweils unter diesem Stichwort wenigstens Fakten zu vermitteln. Die Atmosphäre der heimatlichen Welt kann damit für sie zwar nicht wiedererstehen. Sie stirbt dahin mit den wenigen Letzten, die noch in ihr leben durften. Aber eine Vorstellung von der Art und dem Ausmaß früherer Verwurzelung kann dadurch vielleicht doch erweckt werden und damit vielleicht auch das Bewußtsein von der eigenen sozialen Einordnung und den Verpflichtungen, die diese uns auch noch heute und in Zukunft auferlegt.